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Sich versöhnen zu lassen

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  4. Sonntag der Fastenzeit - C  Dieser Sonntag ist der Sonntag der fastenzeitlichen Freude. Aber was? Ist die Fastenzeit nicht eine Zeit der Buße und Umkehr? Natürlich; aber die Frucht der Bekehrung ist die Freude über das wiedergefundene Heil. Ja, denn die Sünde ist Traurigkeit, ist Angst; die Bekehrung ist die Befreiung von der Sünde. Die Sünde ist Hass, die Bekehrung ist Liebe. Viele Menschen stellen sich das Christentum als eine strenge Religion vor, sogar als eine Religion die misstrauisch wäre gegenüber der Freude, der Fröhlichkeit, der Spontaneität. Stattdessen kann es ohne Freude kein wahres Christentum geben. Und es würde eine anregende Wirkung haben, die Geschichte unseres Lebens noch einmal zu lesen im Licht der Geschichte vom „verlorenen Sohn“, die wir im heutigen Evangelium hören (Lk 15,1–3.11–32). Unsere Sünde als Abschied vom Vaterhaus, die Umkehr, das Fest der Heimkehr. Möglicherweise könnten wir hinzufügen, dass auch für uns der Ausgangspunkt der Bekehrung zw...

Begrenzte Zeit

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3.Sonntag der Fastenzeit– C Am Anfang der Fastenzeit wurde uns gesagt: „Bedenke, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.“ Nicht nur die Liturgie erinnert uns an diese Wahrheit: Auch die alltägliche Ereignisse sorgen dafür, dass wir uns daran erinnern. Nachrichten über Verbrechen; Massaker, die von den Menschen verübt werden; Unfälle, Naturkatastrophen usw. – sie erinnern uns daran, dass wir Staub sind, dass unsere Zeit auf dieser Erde begrenzt ist und wir nicht wissen, wann unsere Stunde kommen wird. Im Evangelium dieses Sonntags (Lk 13,1-9) greift Jesus zwei Nachrichten auf, die die Menschen, zu denen er spricht, betroffen gemacht hatten: Pilatus hatte im Tempel ein Blutbad angerichtet und ein Turm war eingestürzt und hatte dabei 18 Menschen getötet... Die Israeliten der damaligen Zeit neigten dazu, zu denken, dass diese unheilvollen Ereignisse eine Strafe für die Sünden der darin Umgekommenen wäre. Die Reaktion Jesu ist eindeutig: „Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ih...

Auf den Berg

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  2. Sonntag der Fastenzeit – C Am letzten Sonntag hat uns das Evangelium an den Bußwert des Fastens erinnert. Heute sind wir aufgerufen, die Dimension des Gebetes wiederzuentdecken und zu erneuern. In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Um die Wichtigkeit des Gebets zu verstehen, genügt schon diese einfache Tatsache: Jesus betet. Er geht auf den Berg, weil es notwendig ist, dem Gebet einen besonderen Raum und eine besondere Zeit zu geben, die dem Lärm und den Ablenkungen entzogen sind, in denen wir uns normalerweise bewegen. Aber sein Gebet ist nicht das eines isolierten Mannes: Er nimmt seine Jünger mit. Es ist ein persönliches Gebet, sicherlich, das sich aber unmittelbar in einer gemeinschaftlichen Dimension widerspiegelt, sowohl auf Erden (in Petrus, Johannes und Jakobus) als auch im Himmel (in Mose und Elija). Die Jünger auf der Erde werden in das Gebet Jesu miteinbezogen und in Gemeinschaft mit dem Himmel ge...

In der Wüste

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  1.         Sonntag  der Fastenzeit – C Die österliche Bußzeit war einst gleichbedeutend mit einer langen und strengen Zeit des Fastens, dem (oft ungern durchgeführten) Verzicht auf Essen, Tanz und Unterhaltung. Es kann sein, dass es für viele nur äußerliche Praktiken waren, denen keine Erneuerung des Herzens entsprach, vielleicht war es nur die Einhaltung von nicht verstandenen Gesetzen… Doch was bleibt heute von der Fastenzeit? In vielen Fällen fast nichts. Wir haben geglaubt, wir bräuchten keine äußere Zeichen wie Fasten und Verzicht… und haben das gesamte Jahre, inklusive der Fastenzeit, in einen permanenten traurigen Karneval verwandelt. Stattdessen sind eingeladen, uns bewusst zu machen, dass dies eine Zeit der Gnade für uns ist: die Zeit, Gott wieder näher zu kommen; die Zeit unser Herz zu bekehren, es wieder neu auf das Wesentliche auszurichten.  Wie jedes Jahr stellt uns die Liturgie am ersten Sonntag das Geheimnis der vierzig ...

Der Baum und seine Früchte

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  8. Sonntag im Jahreskreis – C In der ersten Lesung (Sir 27,5-8) und im Evangelium (Lk 6,39-45) dieses Sonntags finden wir das gleiche Bild. Im Buch Sirach heißt es: Den guten Boden eines Baumes bringt seine Frucht zum Vorschein; so das Wort die Gedanken des Herzens. Und Jesus erklärt es noch deutlicher: Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor. Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund. Wir sind also aufgerufen, über unser Reden und unsere Gespräche nachzudenken. Wir wissen, dass Worte Gewicht haben: Sie können verletzen oder trösten, aufmuntern oder traurig machen, aufbauen oder zerstören. Der heilige Paulus rät:  „ Über eure Lipp...

Liebt!

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  7. Sonntag im Jahreskreis – C Die Seite des Evangeliums, die wir heute hören (Lukas 6,27-38), ist sehr bekannt und zugleich äußerst umstritten. Uns trifft die Betonung der Pflicht, die Feinde zu lieben und die Unentgeltlichkeit dieser Liebe, die uns geboten wird: Denen, die uns hassen, Gutes tun; leihen, ohne zu hoffen, etwas zurückzubekommen; den Undankbaren Wohltaten zukommen lassen… Und wir fragen uns, wie es möglich ist, das Gebot Jesu in unsere konkreten Situationen zu übertragen, ohne es zu verfälschen.  Als erstes müssen wir auf den Satz achten, mit dem der Herr seine Predigt einleitet: „Euch, die ihr zuhört, sage ich…“. Jesus legt hier kein politisches Programm vor: Sein Appell ist ein persönlicher Appell. Es ist kein Projekt, um die Welt zu verändern: es ist ein Programm, um das Herz zu verändern – und wenn die Herzen einmal verändert sind, würde sich als Konsequenz auch die Welt ändern.  Achten wir auf den Ton der Predigt: Uns wird nicht gesagt, dass wir bestr...

Pilger der Hoffnung

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  6. Sonntag im Jahreskreis – C Das Thema des Heiligen Jahres, das wir gerade feiern, lautet „Pilger der Hoffnung“. Wir sollten nicht zu schnell sagen, dass das Thema „die Hoffnung“ ist, denn so würden wir Gefahr laufen, zu vergessen, dass die Hoffnung uns zu  Pilgern  macht. Die Hoffnung gefällt und fasziniert uns. Sie gefällt uns, weil sie ein positives Wort ist, und sie fasziniert uns, weil sie ein vages Wort ist. Mit einem angesagten Adjektiv könnte man sie als „inklusiv“ bezeichnen, weil sie alles einschließt - mit dem Risiko, nichts auszudrücken als einen gewissen Optimismus, der im Wesentlichen unbegründet und unbestimmt bleibt. Doch ein derartiger Optimismus kann niemals eine Pilgerreise motivieren. Ein Pilger ist jemand, der ein ganz bestimmtes Ziel hat und eine klare Route, um es zu erreichen. Die Bibeltexte dieses Sonntags können helfen, unsere Gedanken klarer zu machen. In der zweiten Lesung (1 Kor 15,12-20) wird dem Wort „Hoffnung“ eine präzise Ergänzung beig...