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Wer sich selbst erhöht und wer sich selbst erniedrigt

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  30. Sonntag im Jahreskreis Das Gleichnis, das wir an diesem Sonntag hören (Lk 18,9-14), wurde erzählt für einige,  die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten. Gerecht zu sein bedeutet, „in Ordnung“ zu sein, ein „anständiger“ Mensch zu sein. Jesus wendet sich an diejenigen, die sich für gerecht halten, damit sie sich endlich selbst hinterfragen. Die Tatsache, dass sie  andere verachten , zeigt, dass sie in Wirklichkeit ziemlich zerbrechliche Menschen sind, die arrogant werden und nur überleben, indem sie andere kritisieren. Ihre Selbstdarstellung zeigt, dass sie innerlich nicht so stark sind, wie sie es sich einbilden. Das Gleichnis präsentiert zwei Personen, die für die regelmäßigen Zuhörer Jesu beide unangenehm waren. Der Pharisäer ist unsympathisch: Er ist der religiös perfektionistische Mensch, von dem man sich verurteilt fühlt. Der Zöllner hingegen ist der Steuereintreiber, der sich an den Feind verkauft hat und sein eigenes Volk...

Beten

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29. Sonntag im Jahreskreis – C Im Evangelium dieses Sonntags (Lk 18,1-8) hören wir ein Gleichnis darüber, dass wir allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten Nachdem Jesus das Gleichnis erzählt und dessen Bedeutung erklärt hat, stellt er seinen Zuhörern eine Frage: Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden? Der Zusammenhang ist klar: Wer nicht betet, kann den Glauben nicht bewahren. Der heilige Alfons hat es lapidar ausgedrückt: „Wer betet, wird gerettet, wer nicht betet, wird verdammt.“ Das Gebet ist also nicht optional, keine Finesse, der wir uns nur zu besonderen Anlässen widmen könnten.  Jesus bekräftigt die Notwendigkeit, immer zu beten, d. h. auf beständige, gewohnheitsmäßige, unermüdliche, beharrliche Weise, ohne jemals müde zu werden. Wann werden wir des Betens müde? Wenn wir uns langweilen, wenn wir von vielen Dingen abgelenkt werden, die uns dringlicher erscheinen. Ja. Aber vor allem, wenn wir das Gefühl haben, dass unser Gebet ni...

Dankbarkeit

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28. Sonntag im Jahreskreis – C Das Evangelium dieses Sonntags zeigt uns Jesus, der auf seinem Weg nach Jerusalem auch durch Samaria reist. Samaria war eine Region, die fromme Juden mieden, weil sie als „unrein“ galt, befleckt durch Götzendienst. Am Eingang eines Dorfes kommen ihm zehn Menschen entgegen (zehn ist eine symbolische Zahl, die für die Gesamtheit steht: Sie repräsentiert die gesamte Menschheit). Diese Menschen haben das schlimmste Problem, das man sich in der Antike vorstellen konnte: Lepra, eine ansteckende Krankheit, die „unrein“ macht, vom menschlichen Zusammenleben ausschließt und die Teilnahme am Gottesdienst verhindert.  Sie treten vor Jesus hin und bleiben in der vom Gesetz vorgeschriebenen Entfernung stehen. Sie wissen, dass sie unrein sind. Sie rebellieren nicht, sie fordern keine andere Behandlung, sie verlangen nichts, sie sind keine Bewegung für die Rechte der Aussätzigen. Sie wenden sich mit einem Gebet voll Vertrauen und ohne Zögern an Jesus: „J esus, Meist...

Die Essenz des Glaubens

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27. Sonntag im Jahreskreis – C Stärke unseren Glauben! Das scheint die angebrachteste Bitte zu sein, die wir an den Herrn richten können. Angesichts des Ausmaßes unserer Aufgabe und angesichts der radikalen Anforderungen des Evangeliums richten auch wir, wie die Apostel, dieses Gebet an den Herrn; wir bitten um seine Hilfe, um eine neue Dosis Gottvertrauen: Stärke unseren Glauben! Aber – wie ihr vielleicht bemerkt habt – antwortet Jesus nicht direkt auf diese Bitte, die doch so richtig erscheint. Jesus antwortet im Gegenteil, dass es nicht viel braucht, um Wunder zu erreichen.  Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen. Dann erzählt er das Gleichnis vom Diener, der - nachdem er das Feld gepflügt oder die Herde geweidet hat - seinen Herrn noch beim Essen bedienen und sich als unnützer Diener fühlen muss. Das scheint, ehrlich gesagt, nichts mit der Bitte der Apostel zu tun...

Der große Abgrund

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26. Sonntag im Jahreskreis – C Versuchen wir, das Gleichnis des heutigen Evangeliums (Lk 16,19-31) noch einmal zu lesen und uns dabei in die Lage der Männer und Frauen zu versetzen, die es aus dem Munde Jesu hörten. Der Herr spricht zunächst von einem reichen Mann, mit seinen luxuriösen Kleidern und seinen üppigen Mahlzeiten; von einem, der das Leben in vollen Zügen genießt, von einem Prasser. Spontan entsteht in der Zuhörerschaft Jesu – die überwiegend aus Menschen bescheidener Verhältnisse besteht – eine Reaktion des Misstrauens, der Abneigung, aber auch des Neides. Dann gibt es noch eine zweite Figur: einen Armen namens Lazarus (dieser Name bedeutet „Gott hilft”), von dem gesagt wird, dass er sich in einem Zustand extremen Leidens befindet. Selbst die Hunde haben Mitleid mit ihm. Aber der Reiche bemerkt ihn nicht: Er ist ganz von seinen Vergnügen eingenommen. Unter den Zuhörern entsteht Mitgefühl für den Armen und Verachtung für den Reichen. Doch einmal teilen die beiden Männer das ...

Handle klug!

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  25. Sonntag im Jahreskreis – C Die erste Lesung (Amos 8,4-7) ist ein Wort Gottes, das sich gegen die Unterdrücker richtet, die  die Armen verfolgen und die Gebeugten im Land unterdrücken . Es handelt sich nicht um Räuber oder Wegelagerer, sondern um raffiniertere Geschäftemacher. Es sind Spekulanten, die sich an die Vorschriften zur Öffnung und Schließung der Märkte ( Neumond, Sabbat ) halten, die sowohl religiöse als auch menschliche Gründe hatten, aber sie tun dies weder für Gott noch für die Menschen: Sie ertragen es widerwillig, denn ihr einziger Gott ist das Geld. Sie sind Diebe und Betrüger: Sie verwenden manipulierte Maße, um die Menschen zu betrügen, und verkaufen Produkte von schlechter Qualität. So zwingen sie die Armen, sich zu verschulden und schließlich alles, sogar ihr eigenes Leben, für einen Spottpreis zu verkaufen. Diese Verhaltensweisen setzen sich bis heute fort: mit der Ausbeutung von Entwicklungsländern, Organhandel, Leihmutterschaft, Menschen- und Kinde...

Sich des Kreuzes rühmen

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Kreuzerhöhung Der Eröffnungsvers zur heutigen Messe, entnommen aus dem Brief an die Galater (6,14), lautet: Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit. Diese Idee, dass wir uns des Kreuzes rühmen sollen, ist wirklich paradox. Vielleicht ist uns das nicht bewusst, weil wir so an das Bild des Kreuzes gewöhnt sind, dass wir es nicht mehr wahrnehmen. Als jedoch die Apostel den gekreuzigten Christus verkündeten, zerrissen die Juden ihre Kleider, weil das für sie eine unerhörte Gotteslästerung war; die Griechen ihrerseits lachten und sagten: Seht euch diese Verrückten an, was erzählen sie da! Sie predigen im Namen eines Mannes, der am Kreuz gestorben ist! Der heilige Paulus kommentiert diese Situation mit den Worten: „ Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus,...