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Hab Erbarmen mit mir!

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  30.Sonntag im Jahreskreis – B Heute berichtet uns das Markusevangelium (10,46-52) von  der  Heilung des Blinden bei Jericho. Es handelt sich um eine Episode, die auch Lukas (18,35-43) und Matthäus (20,29-34) erzählen. Aber es gibt eine Kuriosität: Während Markus uns den Namen des Blinden und jenen seines Vaters nennt - „Bartimäus, der Sohn des Timäus“ (was vermuten lässt, dass er der christlichen Gemeinde gut bekannt war) - spricht Lukas einfach von „einem Blinden“ und Matthäus erzählt uns seltsamerweise von „zwei Blinden“. Ich denke, dass diese von Matthäus gewirkte Verdoppelung einen spirituellen Sinn hat, so als würde er uns einladen, uns neben Bartimäus zu stellen, damit auch wir seine Heilungserfahrung nacherleben können.  Jesus geht nach Jerusalem hinauf, er geht seinem Kreuz und seiner Auferstehung entgegen. Sein  Weg führt durch Jericho – und das erinnert diejenigen, die die Heilige Schrift gut kennen, an den Einzug Israels in das verheißene Land. Eine große Menschenmenge fol

Wer bei euch der Erste sein will...

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  29. Sonntag im Jahreskreis - B An diesen Sonntagen erzählt uns das Markusevangelium vom Weg Jesu hin nach Jerusalem, hin zum Kreuz. Unterwegs wiederholt Jesus seine Einladung, ihm zu folgen, doch diese Einladung trifft auf das Unverständnis der Jünger, das ein Spiegel unseres Unverständnisses ist und die Härte unseres Herzens enthüllt. Am letzten Sonntag haben wir Jesus gehört, der den Jüngern, die alles aufgegeben haben, um ihm nachzufolgen, das Hundertfache in dieser Welt und das ewige Leben versprochen hat. Jakobus und Johannes nutzen die Chance: Auch sie haben alles aufgegeben, um Jesus nachzufolgen; sie wollen sich daher einen bedeutenden Platz in seinem messianischen Reich, in seiner Herrlichkeit sichern (Mk 10,35-45). Offensichtlich erwarten sie irdischen, politischen und militärischen Ruhm: Sie haben nicht verstanden, was Jesus in Jerusalem tun wird. Sie bitten darum, einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken sitzen zu dürfen, das heißt, die ersten Würdenträger des K

Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

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  28. Sonntag im Jahreskreis B Im heutigen Evangelium (Mk 10,27-30)   [*]  wird uns ein Mann vorgestellt, der Jesus offensichtlich sehr verehrt; er läuft auf ihn zu, kniet vor ihm nieder und sagt zu ihm.  „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Er weiß, dass das ewige Leben ein Erbe ist, das man als Geschenk erhält, aber er weiß auch, dass er  etwas tun muss , um es zu bekommen. Aus diesem Grund wendet er sich an einen  guten Meister , der es ihn lehren kann. Kurzum: Er wünscht sich ein „Schulgespräch“ mit Jesus, eine Klärung hinsichtlich der Theorie, um diese anschließend in die Praxis umsetzen zu können. Jesus verweist ihn an den, der allein gut ist - an Gott, der klar gesagt hat, was man tun soll: „Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!“ Es gibt keine anderen Forderungen in Hinblick auf die Er

Was für eine Gnade ist die Ehe?

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27. Sonntag im Jahreskreis - B „ Sie kamen zu Jesus   und fragten:  Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen“  (Mk 10,2). Diese Frage ist nicht mehr aktuell. Heute ist das Problem nicht, jemanden aus der Ehe zu entlassen, sondern eher die Ehe selbst. Für die Verheirateten sieht das Gesetz der Menschen nicht nur die Scheidung vor, sondern es beschleunigt stets deren Zeiten und Modalitäten. Für Unverheiratete, nichteheliche Verbindungen und faktische Lebensgemeinschaften gibt es so viele rechtliche schützende Maßnahmen, dass die Ehe teils nicht nur unnütz, sondern sogar unvorteilhaft erscheint. Ehe, die aber dann als Recht beispielsweise von gleichgeschlechtlichen Personen eingefordert wird. Das lässt den Begriff letztlich bedeutungslos werden.  Wollen wir also wirklich über die Ehe und sogar über ihre Unauflöslichkeit sprechen – wie Jesus es tut? Ist es nicht besser, über etwas anderes zu reden? Papst Franziskus antwortet: Als Christen dürfen wir nicht darauf verzi

Ganz das Leben wählen

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26. Sonntag im Jahreskreis - B Im heutigen Evangelium (Mk 9,38-48) erklingt mehrfach das Wort „Ärgernis“. Im Alltagsgebrauch drückt dieser Begriff eine Reaktion der Empörung und des Protests aus gegen Situationen oder Ereignisse, die als untragbar empfunden werden. Aber die evangelische Bedeutung ist eine andere: Im griechischen Originaltext des Evangeliums wird das Wort „skandalon“ verwendet. „Skandalon“ bedeutet ein Hindernis, einen Stolperstein - die Ursache dafür, dass jemand, der am Gehen ist, strauchelt und hinfällt. Für diejenigen, die auf dem Weg Christi gehen, lauert immer die Gefahr des Skandalon, des Ärgernisses: Manchmal kommt es von anderen, manchmal von uns selbst. Die Worte des Herrn sind sehr ernst. Vor allem: Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. In einer Kirche, in der es Gott sei Dank nicht an Heiligen, Bekennern und Märtyrern fehlt, gibt

Der Erste ist der Letzte

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25. Sonntag im Jahreskreis – B Am zweiten Sonntag in Folge stellt uns die Liturgie Jesus vor, wie er die Jünger über das Geheimnis des Kreuzes und der Auferstehung unterrichtet (Mk 9,30-37). Aber die Jünger wollen es nicht hören. Jesus sagt : Der Menschensohn   wird in die Hände von Menschen ausgeliefert   und sie werden ihn töten;   doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Und Markus merkt an: Aber sie verstanden das Wort nicht,   fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie verstanden es nicht, denn der Titel „Menschensohn“ bezeichnet den glorreichen, göttlichen Messias, der die Königreiche des Bösen zerstört und das Reich Gottes errichtet (Dan 7): Er ist eine Siegerfigur. Es ist paradox, dass er den Menschen ausgeliefert und getötet werden soll: das scheint eine Niederlage zu sein. Die Jünger verstanden es nicht und hatten Angst, ihn zu befragen, vielleicht weil sie schon die Vorahnung einer klaren Antwort hatten, die sie noch mehr erschreckt hätte. Jesus zeigt seinen Weg a

Das Wichtigste

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  24. Sonntag im Jahreskreis B Ich möchte diese Betrachtung mit einer persönlichen Frage beginnen: Was ist das Wichtigste für dich? Wenn wir unser Gewissen befragen und den Mut haben, abstrakte oder vorgefertigte Antworten zu vermeiden, dann können unsere Antworten unterschiedlicher Art sein. Jemand hat da in seinem Herzen schon geantwortet: „Das Wichtigste ist die Gesundheit.“ Ein anderer denkt: „Für mich ist die Zuneigung dieser Person das Wichtigste.“ Mancher Vater oder manche Mutter sagt: „Das Wichtigste ist meine Familie.“ Jemand anderes ist vielleicht der Meinung, das Wichtigste sei Ruhe, Sicherheit, Geld, Haus, Arbeit, Karriere, Spaß, Erfolg... Um all diese Dinge unter einem Nenner zusammenzufassen, könnten wir sagen, dass - um ehrlich zu sein - das Wichtigste für uns unser eigenes Leben ist. Gesundheit, Zuneigung, Familie, Sicherheit, Geld, Karriere, Spaß, Erfolg usw. haben nur in Bezug auf unser Leben einen Wert. Wir suchen diese Dinge, weil wir Leben suchen, weil wir Leben wo