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Er ist nahe!

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  33. Sonntag im Jahreskreis – B Jeden Tag teilen uns die Nachrichtensendungen unsere Dosis an alltäglichem Schrecken aus: Bilder von Kriegen, Umweltkatastrophen, Zerstörung, Schmerz, Tod. Das Wort Gottes fällt auf diese Erde, auf diesen Moment der Geschichte und auf unsere Versuchung zu sagen: Aber Gott, wo ist er? Werden diese Ängste und Nöte nicht alles zum Zusammenbruch bringen und ins Verderben führen? Erleben wir vielleicht nicht den Triumph des Bösen und des Todes? Auch die Zeiten, in denen das Buch des Propheten Daniel geschrieben wurde, aus dem wir in der ersten Lesung gehört haben, waren Zeiten des Leidens (Dan 12,1-3). Und der Herr verkündet dem Propheten die Befreiung: Der heilige Engel Gottes Michael, der über das Volk wacht, wird aufstehen, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch das Zeitalter der Befreiung beginnt mit einer  Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Wir können sagen, dass sich die Zeit des Heils mit Geburtswehen ankündigt.

Die Logik des Gebens

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32. Sonntag im Jahreskreis – B Im heutigen Evangelium (Mk 12,38-44) stellt uns Jesus zwei gegensätzliche Beispiele vor. Ein negatives: die Schriftgelehrten. Ein positives: die arme Witwe. „Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die Ehrensitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben.“ Die Herzen der Schriftgelehrten sind auf sich selbst gerichtet. Sie suchen Bewunderung, sie stellen sich zur Schau. Sie wünschen sich Bezeugungen von Hochachtung und Respekt und sind in Selbstverherrlichung versunken. Narzissmus, Selbstbezogenheit - letztlich Egoismus - prägen das Herz dieser Menschen. Aber der schlimmste Aspekt daran ist, dass sie die Dinge Gottes benutzen, um einen Vorteil daraus zu ziehen: Sie sind Schriftgelehrte, Meister der Heiligen Schrift, Lehrer des Gesetzes Gottes, und sie nutzen all dies, um ihre eigene Macht zu vergrößern und ihren eigenen Einf

Herzensangelegenheit

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  31. Sonntag im Jahreskreis – B Wie viele Regeln müssen wir jeden Tag beachten, um zu überleben! Die Gesetze des Staates, die der Kirche, die Regeln der guten Erziehung und des zivilen Lebens, jene der Freundschaft und des Familienlebens, die Vorschriften am Arbeitsplatz, bei den gesellschaftlichen Aktivitäten… Das Problem ist, dass all diese Regeln sich uns heute in einem fragmentierten Bild präsentieren. Die Gesellschaft ist in viele Teile gespalten und niemand scheint mehr in der Lage zu sein, sie wieder zu vereinen, in einem kohärenten Sinn. Eine Person muss, wenn sie in einem Unternehmen arbeitet, sich auf den am Arbeitsplatz geltenden Werterahmen beziehen (z.B. Vorrang des Profits, Wettbewerbsfähigkeit, Ehrgeiz, Kriecherei ...); wenn diese Person in die Kirche geht, bezieht sie sich auf völlig andere Werte. Und in der Freizeitgestaltung, in den von den Kindern besuchten Schulen usw. findet sie noch andere und zu den vorherigen im Gegensatz stehende Werte. In dieser Fragmentierun

Die verborgenen Heiligen

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  Hochfest Allerheiligen An jedem Tag des Jahres steht im Kalender das Fest oder der Gedenktag eines Heiligen – und oft sogar der von mehreren. Warum also ein Fest Allerheiligen? Weil der größte Teil der Heiligen nicht im Kalender steht. Diejenigen, deren Fest- und Gedenktage wir feiern, sind die Spitze eines Eisbergs, der kleine sichtbare Teil eines riesigen und verborgenen Berges. Wir könnten denken, dass die Heiliggesprochenen den 144.000 Gekennzeichneten ähneln, die im Buch der Offenbarung erwähnt werden; Aber die Heiligen, die wir heute feiern, sind die riesige Schar, die niemand zählen kann, und von der wir gleich sprechen werden. Es sind all jene Männer und Frauen, die den Herrn Moment für Moment in ihrem Leben aufgenommen haben, weil sie die Gnade Gottes in allem, was geschah, angenommen haben. Der Herr kommt in jedem Moment und in jeder Situation. Jeder Augenblick bringt etwas mit sich, das wir treu erfüllen müssen. Die Heiligen sind diejenigen, die sich in allem vom Wil

Hab Erbarmen mit mir!

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  30.Sonntag im Jahreskreis – B Heute berichtet uns das Markusevangelium (10,46-52) von  der  Heilung des Blinden bei Jericho. Es handelt sich um eine Episode, die auch Lukas (18,35-43) und Matthäus (20,29-34) erzählen. Aber es gibt eine Kuriosität: Während Markus uns den Namen des Blinden und jenen seines Vaters nennt - „Bartimäus, der Sohn des Timäus“ (was vermuten lässt, dass er der christlichen Gemeinde gut bekannt war) - spricht Lukas einfach von „einem Blinden“ und Matthäus erzählt uns seltsamerweise von „zwei Blinden“. Ich denke, dass diese von Matthäus gewirkte Verdoppelung einen spirituellen Sinn hat, so als würde er uns einladen, uns neben Bartimäus zu stellen, damit auch wir seine Heilungserfahrung nacherleben können.  Jesus geht nach Jerusalem hinauf, er geht seinem Kreuz und seiner Auferstehung entgegen. Sein  Weg führt durch Jericho – und das erinnert diejenigen, die die Heilige Schrift gut kennen, an den Einzug Israels in das verheißene Land. Eine große Menschenmenge fol

Wer bei euch der Erste sein will...

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  29. Sonntag im Jahreskreis - B An diesen Sonntagen erzählt uns das Markusevangelium vom Weg Jesu hin nach Jerusalem, hin zum Kreuz. Unterwegs wiederholt Jesus seine Einladung, ihm zu folgen, doch diese Einladung trifft auf das Unverständnis der Jünger, das ein Spiegel unseres Unverständnisses ist und die Härte unseres Herzens enthüllt. Am letzten Sonntag haben wir Jesus gehört, der den Jüngern, die alles aufgegeben haben, um ihm nachzufolgen, das Hundertfache in dieser Welt und das ewige Leben versprochen hat. Jakobus und Johannes nutzen die Chance: Auch sie haben alles aufgegeben, um Jesus nachzufolgen; sie wollen sich daher einen bedeutenden Platz in seinem messianischen Reich, in seiner Herrlichkeit sichern (Mk 10,35-45). Offensichtlich erwarten sie irdischen, politischen und militärischen Ruhm: Sie haben nicht verstanden, was Jesus in Jerusalem tun wird. Sie bitten darum, einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken sitzen zu dürfen, das heißt, die ersten Würdenträger des K

Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

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  28. Sonntag im Jahreskreis B Im heutigen Evangelium (Mk 10,27-30)   [*]  wird uns ein Mann vorgestellt, der Jesus offensichtlich sehr verehrt; er läuft auf ihn zu, kniet vor ihm nieder und sagt zu ihm.  „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Er weiß, dass das ewige Leben ein Erbe ist, das man als Geschenk erhält, aber er weiß auch, dass er  etwas tun muss , um es zu bekommen. Aus diesem Grund wendet er sich an einen  guten Meister , der es ihn lehren kann. Kurzum: Er wünscht sich ein „Schulgespräch“ mit Jesus, eine Klärung hinsichtlich der Theorie, um diese anschließend in die Praxis umsetzen zu können. Jesus verweist ihn an den, der allein gut ist - an Gott, der klar gesagt hat, was man tun soll: „Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!“ Es gibt keine anderen Forderungen in Hinblick auf die Er