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12. Sonntag im Jahreskreis - C   Das Evangelium dieses Sonntags (Lk 9,18-24) ist uns wohlbekannt. Jesus fragt: Für wen halten mich die Leute? Die Jünger geben unterschiedliche Antworten, stimmen aber darin überein, dass diese Jesus als einen der Propheten der jüngeren Vergangenheit (Johannes der Täufer) oder der fernen Vergangenheit (Elia) betrachten. Dann fragt Jesus die Jünger direkt: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Und Petrus bekennt im Namen aller: Für den Christus Gottes. Jesus ist der Christus, er ist der Messias, aber er ist kein kriegerischer und triumphierender König, wie das Volk es erwartet hatte: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet und am dritten Tage auferweckt werden. Das sind Worte, die wir gut kennen, fast schon auswendig. Und doch erfordern sie immer noch unsere Aufmerksamkeit. Die Juden, selbst die Apostel, erwarteten einen Messias, der ihnen pol...

Der Mittelpunkt der Welt

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  Hochfest des Leibes und Blutes Christi – C Die zweite Lesung der heutigen Messfeier (1 Kor 11,23-26) ist ein wertvoller Schlüssel zum Verständnis der Bedeutung unseres Festes. In ihr erklärt der heilige Paulus zunächst, dass die von ihm überlieferte eucharistische Lehre vom Herrn empfangen worden ist. „Herr“ ist der Titel des auferstandenen Christus: Die Eucharistie gehört zur Welt der Auferstehung. Paradoxerweise ist sie aber auch das Sakrament des Todes Christi: Sie lässt sich nicht trennen von der Erinnerung an die Nacht, in der er ausgeliefert wurde. Die Einsetzung der Eucharistie ist im Zeichen des Brotes und des Kelches und in den Worten, die sie begründet und auslegt: „Das ist mein Leib für euch…das ist der Neue Bund in meinem Blut.” Der Neue Bund ist das Reich, das aus der Hingabe Jesu geboren wurde. Die Eucharistie präsentiert sich klar als geheimnisvolle, aber reale Vorwegnahme des Kreuzesopfers. Es ist die Gegenwart des einen Opfers Christi zu allen Zeiten u...

Ein christlicher Gott

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Dreifaltigkeitssonntag - C Ein Theologe begann sein vor einigen Jahrzehnten veröffentlichtes Buch mit dieser Frage: „Ist der Gott der Christen ein christlicher Gott?“ Und er fuhr fort: „Diese scheinbar paradoxe Frage stellt sich spontan, wenn man bedenkt, wie sich viele Christen ihren Gott vorstellen. In ihrem Reden sprechen sie von ihm und beziehen sich dabei auf eine vage göttliche „Person“, die mehr oder weniger mit dem Jesus der Evangelien oder einem nicht näher bestimmten himmlischen Wesen identifiziert wird. Im Gebet sprechen sie mit diesem eher undefinierten Gott, während ihnen die Art und Weise, wie die Liturgie uns durch Christus, im Heiligen Geist, zum Vater beten lässt, fremd - um nicht zu sagen abstrus - erscheint: Man betet zu Gott, aber man versteht es nicht, in Gott zu beten! (B. Forte). Ein anderer Theologe ging so weit, zu sagen: Wenn die Trinitätslehre als falsch erklärt und abgeschafft würde, könnte selbst nach einem solchen Eingriff ein großer Teil der religiösen ...

Die Kraft des Geistes

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  Pfingsten – C Das Pfingstfest ist eine echte Prüfung für unseren Glauben. Ich will sagen: für den Glauben der Hirten der Kirche, der Ordensleute, der praktizierenden Christen. Oft hören wir in unserem Umfeld ängstliches, hoffnungsloses und damit letztendlich atheistisches Reden. Es heißt, die Welt sei zu zerstreut, um vom Wort des Evangeliums erreicht zu werden; die jungen Menschen seien zu sehr mit ihren Handys beschäftigt, um sich ernsthaft Fragen zu stellen; die Oberflächlichkeit greife um sich, niemand schenke unserer Verkündigung Beachtung, wir selbst seien nur wenige und unvorbereitet ... Das sind alles Gedanken, die sicherlich einen realistischen Hintergrund haben: Sie erkennen die schwierige Lage der Menschen und der Kirche in einer von Sünde geprägten Welt an. Aber es sind atheistische Gedanken, weil sie die Kraft des Heiligen Geistes verkennen. Der Heilige Geist ist die Frucht von Ostern. Jesus war jenes Weizenkorn, das - nachdem es in die Erde gefallen war – ...

Die Einheit

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    7. Sonntag der Osterzeit - C An diesem Sonntag lässt uns das Evangelium (Joh 17,20–26) den letzten Abschnitt des „hohepriesterlichen Gebets“ Jesu hören, das in der Erzählung des Johannes den Abschluss der Reden beim Letzten Abendmahl bildet. Jesus bittet den Vater um Einheit für seine Kirche. Aber aufgepasst: Der Herr bittet nicht einfach, dass die Seinen untereinander eins seien – auch ein Heer, eine Partei, sogar eine Terrorgruppe kann „eins“ sein. Jesus sagt: “Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein.” Die Einheit der Kirche ist Einheit in Christus und mit Christus im Vater. Alle Wohltaten der Erlösung haben keine andere Quelle: Sie kommen uns zu durch unsere Verbindung mit ihm. Die Vergebung der Sünden in seinem Blut, das durch unsere Adern fließt; die Ausgießung des Heiligen Geistes, der sein Odem ist, der in uns atmet; das ewige Leben, das sein Leben ist, das von uns gelebt wird; das Priestertum, die Erhörung von Gebeten, die Gna...

Allen Völkern verkünden

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  Christi Himmelfahrt – C Die erste Lesung (Apg 1,1-11) und das Evangelium (Lk 24,46-53) berichten von der Himmelfahrt des Herrn. Die zweite Lesung (Hebr 9,24-28; 10,19-23) hilft uns, tiefer in das Geheimnis einzudringen. Jesus hat uns im Ostergeheimnis einen neuen und lebendigen Weg erschlossen dank dem wir Zuversicht haben, in das Heiligtum einzutreten . Er hat unsere Sünde fortgenommen , er hat uns gereinigt. Wir leben in der Hoffnung, in Erwartung seines Kommens  Die letzte Geste Jesu auf dieser Erde – so lesen wir im Evangelium – war, seine Jünger zu segnen. Ich denke, es ist wichtig, daran zu erinnern, denn in diesem Segen entfaltet sich unser Leben, das Leben der Kirche. Der Herr geht fort von den Jüngern und sie kehren voller Freude nach Jerusalem zurück. Das mag seltsam erscheinen, da Trennung – so glauben wir – eigentlich Schmerz verursacht. Warum waren die Jünger stattdessen „voller Freude“? Weil sie verstanden hatten, dass die Trennung von Jesus nur auf der Ebe...

Der Friede Christi

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6. Sonntag der Osterzeit – C Das Evangelium von diesem Sonntag (Joh 14,23-19) zeigt uns Jesus erneut im Abendmahlssaal, in der Nacht, in der er verraten wurde. Die Situation ist dramatisch und dennoch fordert der Herr seine Jünger auf, sich zu freuen. Jesus fordert die Seinen auf, ihn zu lieben, seine Gebote zu halten und verspricht den Heiligen Geist. An dieser Stelle fügt er hinzu: „ Frieden hinterlasse ich euch,  meinen Frieden gebe ich euch.“ Jesus erscheint hier wie ein Patriarch, der seinen Besitz den Erben übergibt, bevor er seine Familie verlässt. Und das Vermächtnis Jesu ist Frieden. Er weiß, dass sein Tod nahe ist, aber genau dieser Tod am Kreuz wird die Quelle der Versöhnung und des Friedens sein. „Friede sei mit euch!“ – so hat uns Papst Leo erinnert – „ist der erste Gruß des auferstandenen Christus, des Guten Hirten, der sein Leben für die Herde Gottes hingegeben hat.“ Der Friede Christi ist sicher nicht die Abwesenheit von Konflikten. Die Worte, die wir im heutigen Ev...