Friede!
14. Sonntag im Jahreskreis - C
Ein Wort taucht in allen drei Lesungen dieses Sonntags immer wieder auf: „Friede“.
In der ersten Lesung (Jes 66,10-14) verkündet der Prophet, dass der Herr „den Frieden wie einen Strom“ nach Jerusalem leiten wird.
In der zweiten Lesung (Gal 6,14-18) sagt uns der heilige Paulus, dass das Israel Gottes, sein wahres Volk, nicht abhängt von ethnischer Herkunft oder einem rituellen Merkmal (Beschneidung oder Nichtbeschneidung), sondern davon „neue Schöpfung“ zu sein. Der Friede - und seine Schwester, das Erbarmen- sind denen verheißen, die diesem Weg folgen.
Deshalb wählt Jesus im Evangelium (Lk 10,1-12.17-20) nach der Aussendung der zwölf Apostel –und zwölf ist die Zahl, die die Stämme Israels bezeichnet – nun weitere zweiundsiebzig Jünger aus – und zweiundsiebzig ist die Zahl, die die Gesamtheit der heidnischen Völker bezeichnet. Diese Jünger sind gesandt, um Frieden zu bringen:
„Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“
Und was ist dieser Friede, von dem so viel gesprochen wird? Der Friede, so schreibt ein bekannter Bibelwissenschaftler, „ist die Fülle des Lebens und der Beziehungen, dynamisches und konkretes Glück, das Zeichen, welches das messianische Reich kennzeichnet“ (F. Bovon). Dieser Friede, ein Geschenk Gottes, unterscheidet sich deutlich von einem rein menschlichen Frieden. Er entsteht aus der totalen Bekehrung eines jeden Einzelnen, aus der aufrichtigen Annahme von Gottes Geschenk: Er ist eine neue Schöpfung!
Die Zweiundsiebzig bringen Frieden in jedes Haus, das sie betreten, denn sie bereiten den Einzug Jesu vor, sie sind seine Wegbereiter. Er ist unser Friede (vgl. Eph 2,14). Es ist klar, dass der Friede aus der Gemeinschaft mit ihm entsteht.
Im liturgischen Gesang des „Gloria“ hören wir erneut die Worte der Engel in der Weihnachtsnacht: „Friede auf Erden bei den Menschen seiner Gnade.“ Diese Verkündigung sagt, dass Gott alle Menschen liebt, sie verkündet das messianische Geschenk schlechthin und bekräftigt, dass die Sendung der Boten Christi darin besteht, den Frieden zu bringen. Aber nehmen die Menschen ihn an?
Eines Tages hat Jesus gesagt - und ich stelle ihn mir dabei sehr traurig vor: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung” (Lk 12,51). Er erkennt, dass er in der Geschichte ein „Zeichen des Widerspruchs“ ist. Und das gilt auch für seine Jünger: Der Frieden, den sie bringen, kann auch abgelehnt werden. Doch das wird sie seines Geschenks nicht berauben:
„Wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.“
Der Friede Christi ist kein ruhiges Wohlgefühl: Die, die ihn tragen, werden wie Lämmer unter die Wölfe geschickt. Das Geschenk des Friedens muss fähig sein, der Spaltung und dem Schwert standzuhalten. Es kann die Gründe für Auseinandersetzungen und Unruhen, die die menschlichen Beziehungen zwangsläufig mit sich bringen, nicht beseitigen. Es kann sich nicht gegen Angst und Sorgen immunisieren; Vielmehr muss es diese Erfahrungen durchleben, denn es entspringt dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. An diesem Kreuz – wie die zweite Lesung sagt – vollzieht sich eine doppelte Kreuzigung: Die Welt wird für den Jünger gekreuzigt, und der Jünger wird für die Welt gekreuzigt. Das Leiden des Jüngers, das auch das Martyrium (einen erlittenen, nicht gesuchten Tod) bedeuten kann, kann mit dem Frieden des Herzens koexistieren. Die Gemeinschaft mit Jesus ist immer Quelle des Friedens und der Gelassenheit. Kein Leid kann sie wegnehmen.
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