Folge mir nach!
12. Sonntag im Jahreskreis - C
Das Evangelium dieses
Sonntags (Lk 9,18-24) ist uns wohlbekannt. Jesus fragt:
Für wen halten
mich die Leute?
Die Jünger geben
unterschiedliche Antworten, stimmen aber darin überein, dass diese Jesus als
einen der Propheten der jüngeren Vergangenheit (Johannes der Täufer) oder der
fernen Vergangenheit (Elia) betrachten. Dann fragt Jesus die Jünger direkt:
Ihr aber, für wen
haltet ihr mich?
Und Petrus bekennt im
Namen aller:
Für den Christus
Gottes.
Jesus ist der Christus,
er ist der Messias, aber er ist kein kriegerischer und triumphierender König,
wie das Volk es erwartet hatte:
Der Menschensohn
muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den
Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet und am dritten Tage
auferweckt werden.
Das sind Worte, die
wir gut kennen, fast schon auswendig. Und doch erfordern sie immer noch unsere
Aufmerksamkeit. Die Juden, selbst die Apostel, erwarteten einen Messias, der
ihnen politische Freiheit und nationale Größe bringen würde; also irdisches
Wohlergehen und ein Leben ohne Sorgen.
Wir dürfen nicht
glauben, dass diese Idee nur zu den Menschen in der Vergangenheit gehört. Wie
oft wenden auch wir uns an Christus und bitten um ein einfacheres, bequemeres
Leben, das unseren Wünschen und Bedürfnissen besser entspricht. Wenn Jesus der
Messias ist, wenn er der Retter ist – so denken wir –, dann muss er uns vor
Krankheit, Armut und Kummer bewahren.
Jesus hingegen ist
der Messias in einem ganz anderen Sinn. Er ist der Knecht des Herrn, von dem
Jesaja geschrieben hatte und den er als „Mann der Schmerzen“ bezeichnet hatte.
Er ist das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, der große unschuldige
Märtyrer, der die Sünden des Volkes trägt und alles Leid auf sich nimmt. Und
nur durch Leid, Demütigung und Tod wird sich sein Sieg vollziehen: Am dritten
Tag wird er auferstehen.
Versteht: Wenn Jesus
der Messias ist, aber auf diese Weise, dann kann derjenige, der mit ihm
sein will, sich kein leichtes und bequemes Leben von ihm erwarten. Jesus sagt
es allen seinen Jüngern - und damit auch uns – ganz klar:
Wenn einer hinter
mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
Wenn er den
Leidensweg geht, der am Kreuz endet, müssen auch jene, die ihm folgen,
denselben Weg gehen. So wie derjenige, der hingerichtet wird, das Kreuz zum Ort
der Hinrichtung trägt, so muss sich auch der Christ als ein von der Welt
Verurteilter fühlen. Sein Leben ist ein Weg hin zum Martyrium. Der Christ trägt
die Last der Verurteilung der Menschen; er ist im Wesentlichen ein isolierter
Mensch, ein Missverstandener, ein offiziell Verurteilter; er ist einer, der zum
Sterben bestimmt ist. Sein Leben ist wie das Leben Jesu Christi: Es ist die
Darbringung eines Opfers; und dieses Opfer wird vom Vater in Liebe angenommen.
Es ist sinnlos, vor
uns selbst zu verbergen, dass uns das nicht gefällt, dass es unserer
Sensibilität und unserem natürlichen Instinkt widerspricht. Doch so wie
Christus durch sein Leiden und seinen Tod in die unendliche Freude der
Auferstehung eingeht, so ist es auch für uns. Das christliche Leben ist hart,
äußerlich und innerlich: Es scheint ein Verlust, doch in Wirklichkeit ist es
der einzig wahre Gewinn; es scheint ein Sterben, doch in Wirklichkeit ist es
der einzige Weg, erfüllt zu leben.
Wer sein Leben
retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert,
der wird es retten.
Eine von Natur aus
egoistische Mentalität bleibt beim materiellen Gewinn, bei der sinnlichen
Freude stehen, während der beste Teil des Menschen zugrunde geht.
Was nützt es
einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert
und Schaden nimmt?
Es ist nicht möglich,
einen Kompromiss zu versuchen: Wir können nicht zwei Herren dienen! Jesus
zwingt uns zu einer Entscheidung. Es sind unterschiedliche Wege. Die meisten
Menschen glauben, das Leben liege in Wohlergehen, in der Bequemlichkeit, in der
Ehre; aber das führt zum Tod. Der Weg hingegen, den Jesus geht, zum Tode
verurteilt, zu Unrecht geopfert und von der Welt verachtet, das ist der Weg,
der zum wahren Leben, zur wahren Herrlichkeit führt.
Vor dieser
Entscheidung stehen auch wir heute. Halten wir unseren Blick fest auf die
Auferstehung gerichtet, auf den auferstandenen Jesus, der uns begleitet und uns
vorangeht. Und entscheiden wir uns, ihm zu folgen, uns selbst zu verleugnen und
ihm nachzufolgen. Möge diese Einladung, die Jesus – wie wir gehört haben – an
alle richtete, tatsächlich unsere Lebensform werden.
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