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Es werden Posts vom August, 2025 angezeigt.

Der unterste Platz

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  22. Sonntag im Jahreskreis -C Das Evangelium von diesem Sonntag (14,1.7-14) spielt sich im Kontext eines Festmahls mit vielen Gästen ab. Jesus gibt zwei Empfehlungen: die erste an die Eingeladenen, die zweite an die Einladenden. Der Evangelist sagt uns klar, dass die erste Empfehlung ein Gleichnis ist, also ein Vergleich. Man könnte meinen, dass Jesus hier lediglich eine Regel für gutes Benehmen geben würde: Wenn du eingeladen bist, wähle nicht den Ehrenplatz für dich selbst. Das ist nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern auch der Klugheit, denn es könnte ein wichtigerer Gast da sein als du, und dann müsstest du deinen Platz räumen und würdest auf dem untersten sitzen und schlecht dastehen. Sitzt du hingegen auf dem untersten Platz, kann dir der Gastgeber einen besseren Platz anbieten, und du wirst vor allen geehrt werden. Dies war tatsächlich die Bedeutung, die die Rabbiner der damaligen Zeit einer Maxime aus dem Buch der Sprichwörter (25,6-7) gaben, die lautet: „Rühme di...

Bemüht euch durch die enge Tür zu gelangen!

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21. Sonntag im Jahreskreis – C Die Worte Jesu im Evangelium von diesem Sonntag (Lk 13,22-30) sind sehr hart. Und doch sind sie Evangelium! Sie sind „frohe Botschaft“, eine Botschaft der Erlösung. Genau darum geht es. Jesus verkündet die Erlösung und deshalb kommt die Frage auf: „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ Er sagte zu ihnen: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.“ Die Erlösung ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist ein Geschenk und sie ist für alle. Die erste Lesung (Jes 66,18-21) sagt uns, dass alle Völker und Sprachen zum heiligen Berg des Herrn gerufen werden, um seine Herrlichkeit zu sehen. Aber sie ist kein garantiertes Geschenk. Sie ist eine offene Tür, aber sie ist eng: Es erfordert Anstrengung oder – wie man besser übersetzen könnte – einen Kampf. Und die Gegner sind immer dieselben: die Welt, das Fleisch und der Teufel. Die Welt schlägt...

Die Spaltung

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  20. Sonntag im Jahreskreis – C Im Evangelium dieses Sonntags (Lk 12,49-53) lesen wir: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.“ Diese Worte schockieren uns. Die ganze Heilige Schrift sagt uns, dass der Frieden das messianische Geschenk schlechthin ist. Jesaja (9,5) bezeichnet den Messias als „Fürsten des Friedens“, Ezechiel (34,25; 37,26) spricht vom Neuen Bund als einem „Friedensbund“. Bei Jesu Geburt singen die Engel: „Friede auf Erden bei den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2,14). Bevor Jesus stirbt, sagt er selbst zu seinen Jüngern: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27), und nach seiner Auferstehung grüßt er seine Jünger mit den Worten „Friede sei mit euch“ (Joh 20,19.21.26). Deshalb erscheint es uns seltsam, dass er uns nun sagt, er sei nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Spaltung! Das liegt daran, dass das Wort „Friede“ ziemlich ambivalent ist. In der heutigen Welt gibt ...

Die Freude der Hoffnung

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Mariä Aufnahme in den Himmel – 2025 Um ein liturgisches Fest zu verstehen, müssen wir immer zwei Ebenen berücksichtigen: die der Ereignisse und die ihrer Bedeutung. Das Ereignis, das wir heute feiern, wird von der Präfation so ausgedrückt: Heute hast du die jungfräuliche Gottesmutter in den Himmel erhoben, als Erste empfing sie von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheissen ist, und wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung. Dem pilgernden Volk ist sie ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle des Trostes. Denn ihr Leib, der den Urheber des Lebens geboren hat, sollte die Verwesung nicht schauen.  Die Bedeutung können wir ausgehend von der zweiten Lesung (1 Kor 15,20-26) verstehen. Paulus erinnert uns daran, dass es den Tod in der Welt gibt, weil die Menschen gesündigt haben; aber der Tod ist nicht das letzte Wort: Christus hat unsere Sünden vernichtet, er ist vom Tod auferstanden und lässt uns an seiner Auferstehung teilhaben. Denn wie in Adam alle...

DIe Nacht

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19. Sonntag im Jahreskreis – C In der zweiten Lesung dieses Sonntags (Hebr 11,1-2.8-19) heißt es: Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Man hofft auf das, was man nicht hat, man glaubt an das, was man nicht sieht. Es ist kein Zufall, dass der Glaube oft mit einem Bild von Dunkelheit und Nacht in Verbindung gebracht wird. Sicher, die Dunkelheit ist nicht anziehend; man hat instinktiv Angst vor der Dunkelheit. Und in der Bibel ist die Nacht oft ein Zeichen von Chaos, Bösem, Verbrechen, Prüfung. Die Nacht kann aber auch ein fruchtbarer Schoß sein, aus dem Licht und Morgen entspringen. So ist die erste Lesung (Weish 18,6-9) eine Betrachtung zur Nacht des Passahfestes: Die Nacht der Befreiung wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten sich freuen in sicherem Wissen, welch eidlichen Zusagen sie vertrauten. Glaube ist immer mit Hoffnung und Mut in der Dunkelheit verbunden. Nicht zufällig leitet Jesus im Evangeli...