Die Freude der Hoffnung
Mariä Aufnahme in den Himmel – 2025
Um ein liturgisches Fest zu verstehen, müssen wir immer zwei Ebenen berücksichtigen: die der Ereignisse und die ihrer Bedeutung.
Das Ereignis, das wir heute feiern, wird von der Präfation so ausgedrückt:
Heute hast du die jungfräuliche Gottesmutter in den Himmel erhoben, als Erste empfing sie von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheissen ist, und wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung. Dem pilgernden Volk ist sie ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle des Trostes. Denn ihr Leib, der den Urheber des Lebens geboren hat, sollte die Verwesung nicht schauen.
Die Bedeutung können wir ausgehend von der zweiten Lesung (1 Kor 15,20-26) verstehen. Paulus erinnert uns daran, dass es den Tod in der Welt gibt, weil die Menschen gesündigt haben; aber der Tod ist nicht das letzte Wort: Christus hat unsere Sünden vernichtet, er ist vom Tod auferstanden und lässt uns an seiner Auferstehung teilhaben.
Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden
Was für uns noch eine Verheißung ist, hat sich in Maria bereits erfüllt – zu unserer Hoffnung und unserem Trost. Maria ist in Christus bereits lebendig worden; in ihr war der Sieg Christi über seine Feinde vollkommen: In ihr ist kein Makel der Sünde; deshalb ist selbst der letzte Feind, der Tod, in ihr besiegt.
Das Evangelium (Lk 1,39-56) lässt uns erneut den Lobgesang des Magnificat hören. Darin beschreibt Maria – als bereits vollzogen – eine Umkehr und einen radikalen Wandel der Rollen unter den Menschen:
Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Natürlich ist es eine Veränderung, die für die Welt unsichtbar ist. Maria – und mit ihr alle Jünger Christi – werden ihr ganzes irdisches Leben lang die Nöte von Armut und Verfolgung erfahren. Doch sie – und mit ihr alle Jünger Christi – werden das tun können, indem sie die ganze Freude der Hoffnung in sich tragen:
„Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“
Die erste Lesung (Offb 12,1-6) stellt diesen Zustand auf dramatische Weise dar. Da ist eine Frau, Sinnbild für das Volk, die das Licht angenommen hat (mit der Sonne bekleidet), die das Böse besiegt hat (der Mond unter ihren Füßen) und das verheißene Erbe erlangt hat (der Kranz aus zwölf Sternen): Sie stellt die Kirche dar und sie stellt zugleich Maria dar, die ihre Ikone und ihre vollkommene Verwirklichung ist. Sie schreit vor Schmerz in den Geburtswehen: Das war schon immer die Kondition der Kirche und jedes Heiligen, angefangen bei Maria: eine unaufhörliche, aber qualvolle Fruchtbarkeit, ein Schmerz, der schreien lässt, aber der Christus in den Seelen hervorbringt.
Die Geburt wird vom Drachen, Satan, bedroht. Seine sieben Köpfe und zehn Hörner symbolisieren die historischen und politischen Verkörperungen seines irdischen Reiches, die Mächte, die er als seine Instrumente einsetzt.
Doch die Bedrohung ist vergeblich; Gottes Erlösung erfüllt sich wird immer. Christus ist auferstanden und in den Himmel aufgefahren, zu Gott und seinem Thron. Maria ist ihm gefolgt, aufgenommen mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels.
Wir wissen aber, dass Christus auch jeden Tag bei uns ist, bis zum Ende der Zeit (vgl. Mt 28,20), und Maria, in den Himmel aufgenommen, lebt weiter in der Kirche, deren Mutter und vollkommenes Bild sie ist, wartend auf die vollständige Verwirklichung des Reiches ihres Sohnes:
Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen.
Unsere Aufgabe ist es, die Vernichtung der feindlichen Mächte in uns zu unterstützen. Natürlich haben wir über unseren eigenen Tod keine Macht: Der Sieg ist allein das Werk Gottes. Doch was die Ursache des Todes, die Sünde, betrifft, haben wir eine wichtige Rolle, wir müssen aktiv mitwirken. Maria hat das auf vollkommene Weise getan und sie hört nicht auf, jedem zu helfen, der es sich wünscht.

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