Hoffnung
2. November - Allerseelen
Heute versammelt sich die Kirche zum „Gedenken“, das heißt zu einem gemeinsamen Akt des Erinnerns an die verstorbenen Gläubigen.
Es soll kein Tag der Beklemmung sein: Wir sind aufgerufen, unsere Hoffnung zu stärken.
Wenn ein Christ an den Tod denkt, soll sich sein Herz zu einem unerschütterlichen Vertrauen auf das ewige Leben öffnen.
Heutzutage wird der Gedanke an den Tod beiseitegeschoben, verdrängt. Die Menschen haben solche Angst vor dem Tod, dass sie nicht einmal den Gedanken daran ertragen können. Man soll nicht darüber sprechen, man soll nicht daran erinnern. Oder man spricht auf obsessive Weise davon, gibt sich nekrophil, um ihn zu exorzieren. Warum? Weil die Hoffnung verloren gegangen ist!
Das sollte den Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen ausmachen. Die Nichtchristen haben Hoffnung nur in dieser Welt: Wenn sie an den Tod denken, sehen sie eine dunkle Mauer, hinter der es nichts mehr gibt. Die Christen haben Hoffnung in Gott: Angesichts des Todes sehen sie ein Meer aus Licht, in dem sie ewiges Leben finden.
Aber wer kann garantieren, dass diese Hoffnung keine Illusion ist?
„Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).
Wir können auf das ewige Leben hoffen, weil Gott uns liebt. Und er hat uns seine Liebe gezeigt, da Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder – also Feinde Gottes – waren, um uns, seine Feinde, zu retten!
So hat Jesus Christus uns den Willen des Vaters offenbart: dass keiner von uns verloren gehe; dass jeder, der an Jesus, den Sohn Gottes, glaubt, das ewige Leben habe und auferweckt werde am letzten Tag (vgl. Joh 6,37-40).
Deshalb ist der Christ angesichts des Todes erfüllt von Hoffnung: von der Hoffnung, in die volle Gemeinschaft mit Gott einzutreten, der ihn unendlich liebt, der ihn aus freier Liebe erschaffen und ihn mit noch größerer Liebe erlöst hat und der nun auf nichts anderes wartet, als ihn zärtlich zu umarmen und ihn immer in der Freude seines Herzens zu bewahren. Deshalb verzweifelt ein Christ auch nicht angesichts des Todes eines geliebten Menschen: Er trauert aufgrund der Trennung, aber er hat die feste Hoffnung, dass diese Trennung nicht endgültig ist: Er erwartet die Auferstehung der Toten und das Leben in der kommenden Welt. Er erwartet also, diesen Menschen, der jetzt gestorben ist, wieder in die Arme schließen zu können. Er erwartet, eines Tages wieder zusammen mit ihm zu leben im Frieden Gottes.
Wenn wir etwas öfter über den Tod nachdenken würden, aber im Licht der Auferstehung, wie anders wäre unser Leben!
Wie viel geduldiger würden wir die Schmerzen und Probleme des Alltags ertragen; wie viel mehr Gelassenheit würde unseren Weg begleiten... In unseren Beziehungen zu den anderen, wie viel freier wären wir... Und wie anders wäre auch unsere Liebe! Wer im Horizont der Hoffnung liebt, wünscht das ewige Leben für den geliebten Menschen. So ist erfähig, mit Beständigkeit zu lieben und auch einmal „Nein“ zu Bitten zu sagen, die nicht zum ewigen Leben, sondern ins Verderben führen. Er ist in der Lage, einen Weg vorzuschlagen, der auch anspruchsvoll, ja sogar schwierig sein kann, weil er sich nicht mit einem illusorischen „Sich-gut-gehen-lassen“ auf dieser Erde zufriedengibt, das unweigerlich mit dem Tod enden wird, sondern sich vorbereitet auf die unendliche Liebe im Leben der Auferstehung.

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