Die verborgenen Heiligen
Hochfest Allerheiligen
An jedem Tag des Jahres
steht im Kalender das Fest oder der Gedenktag eines Heiligen – und oft sogar der
von mehreren. Warum also ein Fest Allerheiligen?
Weil der größte Teil
der Heiligen nicht im Kalender steht. Diejenigen, deren Fest- und Gedenktage
wir feiern, sind die Spitze eines Eisbergs, der kleine sichtbare Teil eines
riesigen und verborgenen Berges. Wir könnten denken, dass die Heiliggesprochenen
den 144.000 Gekennzeichneten ähneln, die im Buch der Offenbarung erwähnt werden;
Aber die Heiligen, die wir heute feiern, sind die riesige Schar, die niemand
zählen kann, und von der wir gleich sprechen werden.
Es sind all jene Männer
und Frauen, die den Herrn Moment für Moment in ihrem Leben aufgenommen haben,
weil sie die Gnade Gottes in allem, was geschah, angenommen haben.
Der Herr kommt in jedem
Moment und in jeder Situation. Jeder Augenblick bringt etwas mit sich, das wir
treu erfüllen müssen. Die Heiligen sind diejenigen, die sich in allem vom
Willen Gottes leiten lassen und deshalb den Weg finden, Gott in allen Dingen zu
verherrlichen, von den größten bis hin zu den kleinsten.
Aus diesem Grund sind
sie „selig“, das heißt voller Freude, weil sie alles, was sie in jedem Moment
tun oder erleiden müssen, als ein Geschenk aus der Hand Gottes betrachten, die
alles mit Gutem erfüllt.
Das ist das einfache
Geheimnis der Heiligkeit: Es geht darum, Gott in allem was uns umgibt und in
allem, was passiert, in jedem Moment, zu lieben - ohne etwas anderes zu wollen,
denn wir wissen, dass das, was Gott uns gibt, das Beste für uns ist.
Es geht darum, Ihm
alles anzuvertrauen und in Ihm glücklich zu sein; glücklich mit dem, was Er in
uns tut und was Er uns tun lässt. Das schenkt große Freude und großen Frieden,
weil wir wissen, dass Gott uns führt.
Die Heiligkeit liegt
nicht in der Quantität oder Qualität der menschlichen Handlungen. Die
Heiligkeit entspricht der Liebe, die man zum Willen Gottes hat. Es gibt keine
vollkommeneren und weniger vollkommenen Wege: Jeder Lebensstand bringt in jedem
Moment seine Kreuze mit sich, und jeder Lebensstand bringt in jedem Moment
seine Gnade mit sich. Der Heilige ist derjenige, der Gott in allem preist und
es bereitwillig annimmt – und das ist seine Seligkeit, sein Glück.
Heute feiern wir diese
verborgenen Heiligen, deren Leben in ihren eigenen Augen und in den Augen
anderer unbedeutend und verächtlich ist. In ihrem ganzen Leben gibt es nichts
Auffälliges, alles ist gewöhnlich. Manchmal sind es Menschen, die körperlich
oder auch psychisch krank sind; sie unterliegen tausend Schwächen und
Bedürfnissen, sie tun nichts Außergewöhnliches, Heldenhaftes, Auffälliges. Sie
gefallen der Welt nicht und auch nicht sich selbst, aber sie gefallen Gott und
finden ihre Ruhe und ihre Freude einzig und allein in Gott.
Die Heiligen sind jene
Menschen, die am wenigsten damit beschäftigt sind, über ihre eigene Heiligung
nachzudenken, weil sie die Sorge um alles Gott überlassen. Es genügt ihnen zu
wissen, was sie tun müssen: Gott lieben und ihre täglichen Pflichten erfüllen;
und während sie nur daran denken, zu lieben und zu gehorchen, tut der Herr
Großes in ihnen.
Den Willen Gottes in den
außergewöhnlichen Dingen zu lieben, erfordert nicht so viel Glauben wie die
Liebe zu Gott in den gewöhnlichen und alltäglichen Dingen, die ihm zu widersprechen
scheinen. Mit dem gegenwärtigen Augenblick zufrieden zu sein, bedeutet Gottes
Willen zu verkosten und anzubeten in allem, was uns zu leiden und zu tun
gegeben wird. Die Heiligen beten den Willen auch in den demütigendsten
Situationen an.
Was geschieht, ist
Gottes Wort an uns, Moment für Moment. Wir sehen meist nur die Äußerlichkeiten,
den Zufall, die Werke der Menschen – und deshalb beanstanden wir alles, wir
möchten etwas hinzufügen, etwas wegnehmen, etwas umformen und wir verlieren den
Frieden. Die Heilige sind jene, die nicht mit den Sinnen oder mit der Vernunft
zu messen verlangen, was nur mit dem Glauben gemessen werden kann. So
übermitteln alle Dinge die Gedanken Gottes und lassen neue Gedanken, neue
Leiden, neue Taten, neue Propheten, neue Apostel, neue Heilige entstehen, die
es nicht nötig haben, das Leben voneinander zu kopieren, sondern in
vollkommener Hingabe an den Willen Gottes zu leben.
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