Pilger der Hoffnung

 

6. Sonntag im Jahreskreis – C

Das Thema des Heiligen Jahres, das wir gerade feiern, lautet „Pilger der Hoffnung“. Wir sollten nicht zu schnell sagen, dass das Thema „die Hoffnung“ ist, denn so würden wir Gefahr laufen, zu vergessen, dass die Hoffnung uns zu Pilgern macht.

Die Hoffnung gefällt und fasziniert uns. Sie gefällt uns, weil sie ein positives Wort ist, und sie fasziniert uns, weil sie ein vages Wort ist. Mit einem angesagten Adjektiv könnte man sie als „inklusiv“ bezeichnen, weil sie alles einschließt - mit dem Risiko, nichts auszudrücken als einen gewissen Optimismus, der im Wesentlichen unbegründet und unbestimmt bleibt. Doch ein derartiger Optimismus kann niemals eine Pilgerreise motivieren. Ein Pilger ist jemand, der ein ganz bestimmtes Ziel hat und eine klare Route, um es zu erreichen.

Die Bibeltexte dieses Sonntags können helfen, unsere Gedanken klarer zu machen. In der zweiten Lesung (1 Kor 15,12-20) wird dem Wort „Hoffnung“ eine präzise Ergänzung beigeordnet: Es ist die Hoffnung auf Christus. Und das ist bereits ein grundlegendes entscheidendes Merkmal. Unsere Hoffnung ist eine Beziehung zu Christus und damit eine Beziehung der Erlösung.

Ja, aber Erlösung wovon? Hier vertieft sich das Merkmal, denn spontan würden wir uns wünschen, vor Armut, Hunger, Leid, Hass, Ausgrenzung, Beleidigungen und Verachtung gerettet zu werden… Jesus hingegen bietet nicht nur keine Garantie gegen diese Dinge, sondern er erleidet sie selbst in erster Person und - wie wir in der Lesung des Evangeliums (Lk 6,20-26) hören - er preist jene selig, die sie zusammen mit ihm erleiden.

Es gibt einen bestimmten Punkt, in dem sich die zweite Lesung und das heutige Evangelium überschneiden. Paulus schreibt:

Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.

Und Jesus sagt:

Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Im Evangeliumstext gibt es eine klare Alternative zwischen Gegenwart und Zukunft:

• ihr, die ihr jetzt hungert (Gegenwart) / werdet gesättigt werden (Zukunft),

• ihr, die ihr jetzt weint / werdet lachen,

• ihr, die ihr jetzt satt seid / werdet hungern,

• ihr, die ihr jetzt lacht, / werdet klagen und weinen.

Das Ziel der Pilgerreise der Hoffnung liegt in der Zukunft, jenseits dieses Lebens: Es ist im Himmel. Die erste Seligpreisung jedoch ist ganz in der Gegenwart:

Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.

Die Armut ist im Jetzt, aber das Reich Gottes ist auch im Jetzt und ist gegenwärtig und dauerhaft im Besitz der armen Jünger. Wir sollten es genau bedenken: Wir empfangen das Wort Christi, wir sind auf seinen Tod und seine Auferstehung getauft, werden durch seinen Leib und sein Blut genährt, mit dem Siegel seines Geistes besiegelt… Uns gehört das Reich Gottes!

Der bittere Kelch der gegenwärtigen Geschichte wird nicht von uns genommen – so wie er auch nicht von Jesus genommen wurde: Wir hungern weiterhin, wir weinen weiterhin… Aber es wird uns die Seligpreisung der Hoffnung geschenkt, das Bewusstsein, Pilger zu sein auf dem Weg hin zu einem endgültigen und ewigen Ziel: dem Himmel, in dem die große Belohnung auf uns wartet.

Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.

Wenn wir jedoch auf Christus hoffen, für das ewige Leben, dann wird uns schon in diesem Leben all das gegeben, was nötig ist, um das Ziel unsere Pilgerreise zu erreichen.

🇮🇹

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