Herr über den Sabbat
9. Sonntag im Jahreskreis – B Die Botschaft der ersten Lesung (Dt 5,12-15) und die des Evangeliums (Mk 2,23-3,6) scheinen im Gegensatz zueinander zu stehen. In der ersten Lesung findet sich das Gebot, die Sabbatruhe einzuhalten; im Evangelium haben wir Jesus, der sich über den Sabbat stellt, bis hin zu dem Punkt, dass die Pharisäer – überzeugte Verteidiger des Gesetzes – mit den Anhängern des Herodes übereinkommen, ihn töten zu lassen. Die aktuelle Interpretation tendiert dazu, zu sagen, dass Jesus eine restriktive gesetzliche Praxis aus den Angeln gehoben und an deren Stelle eine großzügigere und liberalere Vision eingeführt hat, die die Tür öffnet für ein vernünftiges Handeln, das jeder Situation angepasst ist. Beweis dafür sei der Satz: „ Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2,27). Hierbei handelt es sich um eine anthropozentrische Sicht der Wirklichkeit, aus der sich eine „liberale“ Interpretation der Gebote ergeben würde. Der Unge